Autolib‘: Pariser Gemeinden müssen Bolloré endlich entschädigen
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Die Bolloré-Gruppe müsse von den Gemeinden der Pariser Region, die den Carsharing-Dienst Autolib‘ genutzt hätten, eine Entschädigung von 66 Millionen Euro zahlen, entschied das Pariser Verwaltungsberufungsgericht am Freitag. Autolib‘ forderte eine Entschädigung für den Schaden, der durch die Kündigung des Vertrags im Jahr 2018 durch den gemeinsamen Interessenverband Autolib‘ Vélib‘ Métropole (SAVM) infolge eines kommerziellen Misserfolgs und hoher Defizite entstanden war.
Bei der Markteinführung im Jahr 2011 wurde von Autolib‘ zunächst erwartet, dass es mit Tausenden von kleinen elektrischen „Bluecars“, die in der gesamten Region Île-de-France verteilt sind, einen Gewinn von mindestens 56 Millionen Euro pro Jahr erwirtschaften würde. Doch Bolloré meldete trotz 150.000 Abonnenten schnell ein leichtes, dann ein hohes Defizit.
Im Jahr 2018 teilte Autolib‘ der Dachgewerkschaft mit, dass kein wirtschaftliches Interesse an der Konzession bestehe und verlangte die Zahlung einer finanziellen Entschädigung in Höhe von 233,7 Millionen Euro. Die Gewerkschaft lehnte dies ab und kündigte den Vertrag am 25. Juni 2018. Der Bolloré-Konzern zog daraufhin vor Gericht und verlor 2023 in erster Instanz, wo er 235 Millionen Euro einforderte.
Am Freitag entschied das Berufungsgericht zugunsten der Bolloré-Gruppe und bestätigte, dass die Klauseln im Autolib'-Vertrag, die der SMAVM die Deckung von Betriebsverlusten von über 60 Millionen Euro vorsehen, tatsächlich anwendbar seien.
Das Gericht stellte fest, dass „die Versäumnisse der Firma Autolib‘ nicht die Ursache für das mangelnde wirtschaftliche Interesse an der Konzession sind, das im Wesentlichen auf eine zu optimistische Umsatzprognose zum Zeitpunkt ihrer Einführung zurückzuführen ist“. Sie stellt jedoch fest, dass „sowohl das Unternehmen Autolib‘ als auch die SMAVM nur langsam auf die Schwierigkeiten der Konzession reagierten“.
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Sie ist daher der Ansicht, dass das Unternehmen Autolib‘ „spätestens bis zum 30. November 2013“ das fehlende wirtschaftliche Interesse an dem Carsharing-Dienst hätte melden müssen, was „eine Kündigung der Konzession – und damit ein Kostenstopp – zum 31. Dezember 2013 ermöglicht hätte“.
Das Gericht kommt zu dem Schluss, dass Autolib‘ nur bis Ende 2013 einen Ausgleich für das kumulierte Defizit der Konzession in Höhe von über 60 Millionen Euro verlangen kann.
Die SMAVM muss daher 44,9 Millionen Euro zuzüglich Zinsen als Entschädigung für diese Verluste zahlen, fast 13 Millionen Euro für die Ladestationen für die Fahrzeuge und 8,2 Millionen Euro für die Kosten im Zusammenhang mit der Kündigung der Verträge, die Autolib‘ für Leasingzwecke oder mit Lieferanten abgeschlossen hatte.
BFM TV