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BMW X3 20d und Mercedes GLC 220d im Vergleich: Sparsame Allrad-SUV mit Vierzylinder-Diesel im Test

BMW X3 20d und Mercedes GLC 220d im Vergleich: Sparsame Allrad-SUV mit Vierzylinder-Diesel im Test

Zahlen gleich in die ersten Zeilen eines Tests zu packen, ist im Sinne des Unterhaltungswerts meist keine coole Idee. Warum wir es trotzdem tun? Weil sich der X3 20d und der GLC 220 d in ihren Kennziffern ähneln und weil die Daten schlichtweg gut sind. Ihre mild-hybridisierten Selbstzünder konsumieren vorbildlich wenig Sprit (X3: 6,7 l/100 km, GLC: 6,2 Liter) und fordern erst nach rund 1.000 Kilometern eine neue Tankfüllung. Auf der Eco-Runde von auto motor und sport liegen die Verbräuche mit maximal 5,3 l/100km nochmals niedriger – klasse für Allrad-SUV mit rund 200 PS starken Motoren. Zudem beschleunigen und verzögern beide Testwagen ähnlich kräftig, Letzteres auch dank größerer optionaler Bremssysteme.

Auch in der Kraftentfaltung sind sich die Allradler sehr einig. Im Stand kaum hörbar, sorgen ihre Startergeneratoren für geschmeidiges Anfahren, bis die drehmomentstarken Biturbo-Diesel, beide mit variabler Turbinengeometrie, übernehmen. 400 Nm im BMW und 440 Nm im GLC sind allemal genug Schub, um mit rund zwei Tonnen Leergewicht standesgemäße Fahrleistungen zu generieren. Dazu gibt es Wandlerautomatikgetriebe mit neun (GLC) und acht Stufen (X3). Letztere arbeitet etwas zügiger, aber nicht ganz so geschmeidig. Wer wiederum genau hinhorcht, dürfte den OM 654 M im Benz bei höheren Drehzahlen etwas deutlicher vernehmen. Sei’s drum – vorzüglicher kann man Vierzylinder-Diesel kaum bauen.

Ja, das sind sie, und zwar beide. Das fängt schon mal damit an, dass der luftgefederte und gut gedämmte GLC wie gewohnt die Rolle des komfortbetonten SUV übernimmt, der nur wenig Stöße weitergibt, dafür (je nach Fahrmodus) auf kürzeren Wellen mehr Aufbaubewegungen zulässt. Doch auch der straffe BMW ist – etwas überraschend angesichts des M-Fahrwerks mit den zweifach verstellbaren Dämpfern – absolut fernreisetauglich. Natürlich kopiert er bereitwillig Querfugen und Straßenschäden, aber nicht zu deftig und mit weniger Aufbaubewegungen.

Weniger überrascht ist das Handlingtalent des handfesten, im Vergleich zum Vorgänger deutlich verwindungssteiferen X3. Ausgerüstet mit einer variablen Sportlenkung, setzt er Lenkbefehle sofort um und lässt sich präzise dirigieren, sorgsam unterstützt vom hecklastig ausgelegten Allradantrieb und vom feinfühlig eingreifenden ESP. Schön agil also und passend, wenn es unterwegs flotter durch Kurven gehen soll. Etwas Vorsicht bleibt allerdings angebracht. Im Slalom-Parcours auf der griffigen Teststrecke schaukelt sich der X3 auf und hebt schon mal das kurveninnere Hinterrad. Laut BMW ist das kein Grund zur Sorge, da im Sinne hoher Agilität genau so einstudiert. Kippgefahr? Nein. Im Kapitel Fahrsicherheit gibt es dennoch weniger Punkte als für den braven Mercedes.

Wobei der kaum minder flink um die Hütchen eilt und schon gar nicht über Land träge hinterherschlurft. Er profitiert von seinen bis zu 4,5 Grad mitlenkenden Hinterrädern, die ihm zu unterhaltsamer Agilität verhelfen. Sein Wendekreis beträgt nur 10,9 Meter (BMW: 12,3 m). Ab 60 km/h schlagen die Räder gleichsinnig mit ein. Und vorne kann sich der Fahrer auf eine rückmeldungsstarke und präzise Lenkung einstellen. Dieses Paket schafft hohe Fahrstabilität. Klingt fast nach Alleskönner, also schnell noch einen Powerslide auf die Bahn zaubern? Also bitte – selbst im Sportmodus bleibt der GLC ganz bei Sinnen. Gut so.

Nun aber zurück auf die große Reise, rund 1.000 km mit einem Tank wären schließlich möglich. Es gibt noch einiges zu klären. Beispielsweise, wie viel Gepäck die Laderäume vertragen. Hier liegt der Mercedes mit 620 Litern ein paar Taschen über dem X3 (550 Liter), der in seinem zerklüfteten Kellerfach weniger Kleinkram beherbergt als der GLC. Zudem fällt auf, wie sorgsam Mercedes selbst hier hinten Wert auf hohe Qualität legt. Gut zu sehen an der Auslegeware und an den schwarz glänzenden Tasten für die Fernentriegelung der Sitzlehnen und die Höhenverstellung des Hecks – sie ist ein weiterer Vorteil der Luftfederung.

Der in den USA produzierte BMW belässt es bei einem profanen Hebel. Ein Bild, das sich übrigens durch den ganzen Wagen zieht, bis nach vorne zu den drögen Hartplastik-Türtaschen oder dem unpraktischen Bedien-Cluster für Türverriegelung, Lüfterstärke und Sitz-Memory. Mit Premium hat das nun wirklich nichts zu tun. Und preislich bewegt sich der Testwagen durchaus auf dem Level des weitaus nobler eingerichteten Mercedes, der nicht enttäuscht. Sehenswert bei ihm: das großflächige Armaturenbrett mit Einsätzen aus offenporigem schwarzem Holz und Aluminium-Streifen, die illuminierten Luftausströmer und der Hochkant-Touchscreen. Auch an die vielseitigen Instrumente und das Head-up-Display, das auch Karten darstellt, kommt der X3 trotz großflächigem Curved Display nicht ran.

Gelungen sind dagegen hier das breite Ablagefach samt rutschfester induktiver Ladeschale vor der Mittelkonsole und der Dreh-Drück-Steller auf der Konsole, dem BMW dankenswerterweise treu bleibt. Der Mercedes macht das Zoomen der Karte nicht so einfach. Dafür fällt die Regelung von Fahrmodi, Zweizonen-Klimaautomatik und Assistenzsystemen leichter; Fahrlicht und Sitze lassen sich sogar fast intuitiv einstellen.

Stichwort Sitze: Hier sieht der weniger luftige X3 mit seinen straffen Stoff-Sportsitzen und verstellbaren Seitenwangen gegenüber dem GLC mit opulenten Sesseln samt allerlei Einstellmöglichkeiten (Serie) klar unterlegen aus. Tatsächlich jedoch reist man ähnlich rückenschonend. Die flache BMW-Bank hinten bietet sogar mehr Sitzkomfort als die optisch so verlockende Mercedes-Rückbank. Top hier: die gut zugänglichen Isofix-Bügel und die von knautschigem Leder umrahmten Gurtschlösser.

Damit auf der Fahrt alles glattgeht und der Pilot gelegentlich die Beine lockern kann, verfügen die SUV über nahezu alle Fahrassistenten, bis hin zum teilautomatisierten Spurwechsel auf der Autobahn, der hier wie dort unter idealen Bedingungen klappt. Da sich BMW bei der serienmäßigen Sicherheitsausstattung etwas spendabler gibt und wir das doppelt honorieren, gibt es hier viele Punkte. Beispiel: Der Totwinkelwarner ist im X3-Preis mit drin; macht vier Punkte, der GLC erhält nur zwei. Geht die Fahrt in die Nacht hinein, ist der Mercedes besser aufgestellt, wenn man das Digital Light für 1.607 Euro geordert hat. Eine Million Pixel pro Scheinwerfer, extrem weites Fernlicht, Projektionsfunktionen, viele Lichtmodi – mehr geht kaum. Der BMW belässt es bei LED-Matrix-Brennern, gegen Aufpreis.

1.000 Kilometer am Stück, da kann schon mal Langeweile aufkommen. Vermutlich eher im Mercedes, der dank aufwendiger Verglasung kaum Wind- und Abrollgeräusche zu den Insassen durchlässt. Da passt es gut, dass seine MBUX-Sprachbedienung im Ernstfall schon mal Witze erzählt, wie ein Löwe brüllt oder knifflige Erdkunde-Fragen stellt. Der X3 gibt sich in Fahrt etwas zugeknöpfter. Im Stand bespaßt er dafür mit Rennsport-Gaming oder moderiert Quiz-Formate, sobald er mit den Smartphones seiner Passagiere vernetzt ist.

Am Ende der Reise, wenn alle müde sind und endlich ankommen wollen, ist erneut der Mercedes der bessere Wagen. Ob beim Einparken in die enge Hotelgarage (leichter, da kleiner Wendekreis) oder beim allerletzten Aufstieg zur Berghütte (sicherer dank Offroad-Fahrprogramm, mehr Bodenfreiheit und Bergabfahrhilfe) – er hilft mit.

Letztlich verwundert es also wenig, dass der ausgewogene GLC auf den ersten Platz fährt, und zwar mit Abstand. Wie hoch? Dürfen Sie gerne selbst errechnen. Zahlen gab es hier ja bereits genug zu lesen.

Mercedes GLC 220 d 4Matic BMW X3 20d xDrive M Sportpaket
Grundpreis63.070 €65.800 €
Außenmaße4716 x 1890 x 1640 mm4708 x 1891 x 1676 mm
Kofferraumvolumen620 bis 1680 l550 bis 1600 l
Hubraum / Motor1993 cm³ / 4-Zylinder1995 cm³ / 4-Zylinder
Leistung145 kW / 197 PS bei 3600 U/min140 kW / 190 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit219 km/h213 km/h
0-100 km/h8,3 s7,6 s
Verbrauch5,2 l/100 km5,8 l/100 km
Testverbrauch6,2 l/100 km6,7 l/100 km
auto-motor-und-sport

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