Renault Clio: Kleinwagen mit Vollhybrid trifft den Zeitgeist


Kai Pfaffenbach / Reuters
Kleinwagen sind weiterhin gefragt – vor allem dann, wenn sie bezahlbar sind. Und wenn sie wie der neue Renault Clio einen CO2-Ausstoss von weniger als 90 Gramm pro Kilometer aufweisen, ist der Erfolg vorprogrammiert. Denn nach wie vor ist die Skepsis gegenüber Elektroautos gross, insbesondere bei Autofahrern, die noch nie einen Stromer ausprobiert haben.
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Den neuen Clio, der an der IAA in München Weltpremiere feiert, gibt es 2026 entweder als Benziner mit 3 Zylindern und 115 PS oder als 160 PS starken Vollhybrid ohne Nachladefunktion an der Steckdose mit 1,8 Liter grossem Vierzylinder und Elektro-Unterstützung. Dieselvarianten waren schon in der Generation 5 passé, und für die Interessenten von E-Autos steht der ähnlich formatierte Renault 5 bereit.
Für den Clio Nummer 6 wird es allerdings nicht leicht, die Ansprüche des Herstellers zu erfüllen. Es gibt den Kleinwagen seit 35 Jahren, rund 17 Millionen Exemplare davon wurden bisher verkauft. Das bisherige Modell schaffte es im ersten Semester 2025 mit 135 000 Fahrzeugen gar zum meistverkauften Auto Europas. Entsprechend gut muss der Nachfolger also sein, um an den Erfolg anzuknüpfen.
Die Vorgabe des Renault-Konzernchefs Luca de Meo, der nach seinem Abgang Ende Juli von François Provost abgelöst wurde, war klar: Er wollte aus dem bisherigen Kleinwagenhelden einen Superhelden machen. «Es sollte ein Durchbruch aus einer Position der Stärke geschehen», erinnert sich Laurens van den Acker, Designchef des Konzerns. «Ein Supermodel ist der neue Clio zwar nicht, aber das schönste Mädchen in der Klasse», sagt er mit einem Schmunzeln.
Im Vergleich zum Vorgänger ist die Gestaltung des Kleinwagens an die aktuelle Modellpalette angepasst. Der Frontgrill erinnert ein wenig an Modelle von Ford und BMW, die Haube ist weit herabgezogen. Das Markenlogo ist vorne sowohl im Grill als auch – in geteilter Form – in den Tagfahrlichtern präsent.
Ausgeprägte Flächen und rundliche Einzüge dominieren die Karosserie, seitliche Ansätze an den Leuchten sollen wie der gross dimensionierte Dachspoiler über der Heckscheibe auch «etwas Drama schaffen», wie die Renault-Markendesignerin Paula Fabregat-Andreu erklärt. Der eigentliche Grund für die eckigen Ausbuchtungen an den Scheinwerfern und Rücklichtern ist die Detailarbeit im Bereich der Aerodynamik. «Sie ist noch besser geworden als im Vorgänger-Clio», sagt die Gestalterin.
Die Spur ist zwei Zentimeter breiter als bisher, was den Clio etwas dynamischer erscheinen lassen soll. Für mehr Eleganz will man mit dem Wegfall einer Chromleiste zwischen Seitenfenstern und unterer Karosserie sorgen. «Das ist sehr aufwendig, denn bisher diente diese Leiste etwa zum Abdichten der Karosserie gegen Nässe», verrät Fabregat-Andreu.
Solche Detailänderungen kosten Entwicklungszeit, doch gemäss dem Chefdesigner van den Acker verkürzt sich diese Phase immer mehr: «Der Ende 2025 kommende Renault Twingo wurde innerhalb von zwei Jahren entwickelt, entsprechend verkürzt sich auch der Designprozess als Teil der Entwicklung.»
Der Clio 6 rollt in höchster Ausstattung auf für die Klasse grossen 18-Zoll-Rädern. Zwar ist die Ladekante am mindestens 380 Liter grossen Kofferraum noch immer recht hoch, aber immerhin vier Zentimeter tiefer als bisher. Und die breiten Seitenschweller unterhalb der Türen dürften so manchem Hosenbein beim Ein- und Aussteigen Strassenschmutz bescheren. Doch zur aktuellen Renault-Palette passt der Kleinwagen gut.
Gleiches gilt für die Antriebsvarianten. In der Schweiz wird es zum Marktstart ab Anfang 2026 nur den Dreizylinder-Turbobenziner oder den Vierzylinder-Vollhybrid geben, dessen Automatikgetriebe vom grösseren Renault Austral übernommen wurde. Mit einem Normverbrauch von 3,9 Litern schafft der neue Hybrid-Clio zudem die strengen Abgas-Grenzwerte – zumindest theoretisch.
Innen gibt sich der kleine Franzose modern und aufgeräumt. Die Sitze sind bequem und bieten zugleich auch viel Seitenhalt. Platz ist nicht nur auf den Vordersitzen genügend vorhanden, auf der Rückbank ist der Clio mit viel Kopf- und Fussraum grosszügig geschnitten.
Erstmals in einem Kleinwagen findet sich ein von Google geliefertes Betriebssystem. Google Automotive liefert die Basis, darauf baut das Renault-Multimediasystem auf. Es nutzt zudem die Navigation von Google Maps und für mehr als 100 Apps den Google Playstore.
Insgesamt fünf verschiedene Fahrmodi bietet die Elektronik, dazu alle erforderlichen Assistenzsysteme. Der adaptive Tempomat gehört zur Serienausstattung. Wie bei Renault üblich, lassen sich nervige Warntöne der Sicherheitsassistenten per doppelten Knopfdruck ausblenden.
Drei Ausstattungsniveaus sind beim Clio bestellbar, die Topausstattung «Esprit Alpine» bietet Alcantara-Elemente, Aluminiumpedale und ein Maximum an Fahrassistenten.
Bisher nicht bekannt sind die Preise für den neuen Renault Clio. Sie dürften jedoch leicht über denen des bisherigen Modells liegen, das ab knapp 20 000 Franken erhältlich ist.
nzz.ch