Mercedes CLA: 19-Zoll-Räder, Anhängerkupplung und Co.: Diese Extras lassen die CLA-Reichweite schrumpfen

Als Mercedes vor einigen Wochen den neuen CLA vorstellte, ließ die Elektroversion mit einer rekordverdächtigen Reichweite aufhorchen. Die Modellvariante CLA 250+ mit EQ-Technologie soll laut WLTP-Norm mit einer Akkuladung satte 792 Kilometer weit kommen. Die beiden zentralen Gründe dafür: Eine mit 85 Kilowattstunden üppig bemessene Batterie und ein sehr geringer Energieverbrauch, der je nach Ausstattung zwischen 12,2 und 14,1 Kilowattstunden (kWh) beträgt.
Womit wir beim Thema sind: Den enormen Aktionsradius von 792 Kilometern bietet der neue Mercedes CLA 250+ ausschließlich mit absoluter Basisausstattung für 55.859 Euro. Doch wer kauft schon einen absolut nackten Mercedes? Eben: höchstens Buchhalter. Also haben die Kollegen des markenspezifischen Blogs "jesmb.de" ermittelt, wie sich einige Details aus dem Sonderausstattungs-Katalog auf die Reichweite auswirken. Mithilfe des Mercedes-Konfigurators, der die WLTP-Reichweite stets in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung berechnet und anzeigt, haben wir die Werte überprüft – und Erstaunliches festgestellt.
Die erste Erkenntnis: Mit 792 Reichweitenkilometern ist der CLA 250+ aktuell überhaupt nicht zu bekommen. Denn das sogenannte "Advanced-Paket mit digitalen Extras", das aufpreisfrei an Bord ist und auch nicht abgewählt werden kann, lässt die Reichweite bereits um einen Kilometer schrumpfen. Wer das Paket in der Plus-Variante wählt, das zusätzlich unter anderem eine Ambientebeleuchtung und ein Keyless-Go-System beinhaltet, muss trotz nun flächenbündiger Türgriffe auf einen weiteren Kilometer verzichten.
Damit kommt man aber noch verhältnismäßig glimpflich davon. Die Premium-Pakete mit digitalen Extras kosten drei beziehungsweise acht (in der Plus-Variante) Reichweitenkilometer. Bereits im zweistelligen Bereich siedelt sich der Verlust an, wenn die Anhängerkupplung gebucht wird. Weil sie die ausgefeilte Aerodynamik des ansonsten fast vollständig geglätteten Unterbodens stört, gehen zehn WLTP-Kilometer flöten. Und das, obwohl Mercedes bei Wahl der Anhängerkupplung einen eigens gestalteten Diffusor anbringt. Wer die maximale Anhängelast von 1.500 Kilogramm ausreizt, muss den Aktionsradius sicher noch deutlich stärker reduzieren.
Die größten Reichweitenkiller sind beim neuen Mercedes CLA 250+ allerdings die Räder. Zumindest, wenn es sich dabei nicht um die serienmäßigen 17-Zöller mit Aerodynamikblende handelt – denn nur mit ihnen ist die maximale Reichweite möglich. Schon wer 18-Zoll-Räder für die Elektro-Limousine ordert, büßt je nach Modell zwischen 11 und 15 Kilometer ein. Wer die Optik höher als die Reichweite priorisiert und unbedingt 19-Zoll-Felgen haben möchte, verzichtet im Gegenzug auf 43 bis 45 Kilometer.
Gar 62 Kilometer im Vergleich zum theoretisch reichweitenstärksten Mercedes CLA 250+ büßen Kundinnen und Kunden ein, die das 5.581 Euro teure AMG-Line-Plus-Paket wählen. Hier sind 19-Zoll-Leichtmetallräder im Vielspeichen-Design und das Premium-Paket mit digitalen Extras serienmäßig an Bord, was die Luftverwirbelungen und das Gewicht erhöht. Dann noch die hübsche Manufaktur-Lackierung "Patagonienrot-Metallic", das Premium-Plus-Paket, Massagesitze mit zweifarbigem Leder, Zierelemente aus Holz, das Assistenzsystem "MB.Drive Assist" und die Anhängerkupplung dazugebucht, schon liegt die Reichweite bei "nur noch" 716 Kilometern – und damit 76 Kilometer unter der Werksangabe. Und während die Reichweite schrumpft, steigt der Preis – und zwar in den Dunstkreis der 70.000-Euro-Marke.
Fast schon günstig – zumindest in Bezug auf die Reichweite – kommt weg, wer sich für das vorläufige Topmodell CLA 350 4-Matic mit EQ-Technologie entscheidet. Obwohl hier ein zweiter E-Motor an der Vorderachse einzieht und die Leistung von 272 auf 354 PS steigt, schrumpft die WLTP-Reichweite nur um 21 auf 771 Kilometer. Hauptgrund dafür: Die vorn eingebaute Maschine wird aus dem Antriebsstrang ausgekoppelt, wenn sie nicht benötigt wird. Ansonsten gilt für ihn jedoch, was wir eben beim CLA 250+ durchexerziert haben: Fast jedes Extra kostet Reichweite. Zudem ist er mit mindestens 60.381 Euro über 4.500 Euro teurer als der 250er.
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