MotoGP - Sechs Rote Flaggen und 31 St�rze! Das MotoGP-Crashfestival in Le Mans erkl�rt

Trainingsbestzeit von Marc Marquez samt neuem Rundenrekord in der MotoGP, Trainingsbestzeit von Intact-Pilot Manuel Gonzalez in der Moto2 - was sich zunächst wie ein ganz gewöhnlicher Trainingstag im Kalenderjahr 2025 liest, war in Le Mans nur auf den ersten Blick der Fall. Denn wer den Freitag zum Frankreich-GP im TV oder Livestream mitverfolgte, der bekam so manchen Sturz und so manche Unterbrechung zu sehen - und zwar in einer Häufigkeit, die 2025 aus der Reihe tanzte.
Ganze 31-mal landeten die Fahrer aus MotoGP, Moto2 und Moto3 am Freitag auf dem Hosenboden. Die kleinste WM-Klasse verzeichnete zwölf Stürze, die mittlere elf und die Königsklasse noch acht Crashes. Klare Negativ-Bestwerte in der laufenden Saison: In Buriram wurden am Freitag über alle drei Klassen hinweg noch lediglich 14 Stürze verzeichnet, in Argentinien zehn, im verregneten Austin 20, in Katar elf und zuletzt in Jerez nochmal 18, allerdings unter besonderen Gegebenheiten. Nun fast doppelt so viele, im Schnitt sogar fünf pro Session. Und wird auch die MotoE miteinberechnet, die an diesem Wochenende ihren Saisonauftakt feiert, konnten am Freitag in Le Mans sogar sechs Trainingsunterbrechung durch Rote Flaggen beobachtet werden, weil etwa auf die Strecke gespültes Kies entfernt werden musste.
Wetter und Strecke: Darum gibt es in Le Mans so viele StürzeWie es zu diesen dramatisch hohen Sturzzahlen kommen konnte? Die Erklärung liegt im Wetter. Denn zur MotoGP-Besuchszeit Anfang Mai ist es im Nordwesten Frankreichs traditionell noch recht kühl, speziell am Vormittag. Zum FP1 der MotoGP wurden zum Start um 10:45 Uhr trotz ordentlich Sonnenschein etwa nur 14 Grad in der Luft und 18 Grad am Asphalt gemessen. Zum Training am Nachmittag kletterten die Temperaturen dann auf angenehme 20 Grad in der Luft und 29 Grad am Asphalt. Für eine Trockensession stellte das aber dennoch die bislang niedrigsten Werte in einem Training am Freitagnachmittag im Jahr 2025 dar - und das sorgt eben für erhöhtes Sturzrisiko.
Zudem kommt der Bugatti Circuit in Le Mans auch mit einer Stop-And-Go-Charakteristik daher. Ist der Vorderreifen nicht im korrekten Arbeitsfenster, kann ein Fahrer in den zahlreichen harten Bremszonen schnell die Front verlieren. Die Kurven drei, neun und zwölf sind etwa prädestiniert für solche Stürze über das Vorderrad, so auch am Freitag. "Wir leiden hier alle unter den Temperaturen, der Vorderreifen ist hier sehr kritisch. Du musst irgendwie sitzen bleiben und durchkommen, um eine gute Runde zu fahren", bestätigte Joan Mir am Freitag, nachdem ihn ein solcher Vorderradsturz in der vorletzten Kurve um eine potenzielle Q2-Teilnahme gebracht hatte.
Da die Motorrad-WM seit Jahrzehnten traditionell im Mai in Le Mans gastiert, sind solch sturzreiche Wochenenden nichts Ungewöhnliches. Zwar verzeichnete die Motorrad-WM im Vorjahr klassenübergreifend nur sechs Stürze am Trainingsfreitag, in den Jahren zuvor aber eben auch 36 (2023), 38 (2022), 44 (2021) und 38 (2020) - sogar noch höhere Werte als 2025 also. Nicht selten verkam der Frankreich-GP in den letzten Jahren dadurch zum sturzreichsten Grand Prix der Saison, etwa von 2019 bis 2021 dreimal in Folge oder zuletzt 2023. Wo Le Mans im vergangenen Jahr landete, erfahrt ihr in diesem Artikel:
Es wird also auch an Samstag und Sonntag wieder mit einigen Stürzen zu rechnen sein, zumal am Sonntag auch noch Regengefahr besteht. Je nach Wetterdienst könnte der Bugatti Circuit schon in den frühen Mittagsstunden oder auch erst pünktlich zum MotoGP-Rennen um 14 Uhr von Regenschauern erwischt werden. Passiert das tatsächlich, ist Chaos praktisch garantiert. Bei den letzten beiden Regenrennen in Le Mans verzeichnete die MotoGP jeweils sechs Ausfälle, allesamt durch Stürze.
Einer, mit dem am Sonntag sowohl im Nassen als auch im Trockenen zu rechnen sein wird, ist Marc Marquez. Der Ducati-Pilot testete am Freitag ein neues Chassis, welches Teamkollege Francesco Bagnaia nicht im Einsatz hatte. Wieso? Hier bekommt ihr alle Antworten:
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