Hamilton in Miami im Wechselbad der Gefühle: Erst Dritter, dann Q3 verpasst

(Motorsport-Total.com) - Im wahrsten Sinne des Wortes ein Wechselbad der Gefühle für Lewis Hamilton am Samstag in Miami: Im nassen Sprint kann der Brite als Dritter noch jubeln, wenig später im Qualifying fliegt er dann aber schon vorzeitig in Q2 raus - für den Grand Prix am Sonntag natürlich nicht die besten Vorzeichen für den Ferrari-Piloten, der sich mit Startplatz zwölf begnügen muss:
Lewis Hamilton zeigte im Regen eine starke Leistung, im Trockenen weniger Zoom
"Es war eine schwierige Session, gemischte Gefühle", sagt der Brite nach dem Qualifying, will dabei aber auch das Positive aus dem Sprint nicht gänzlich vergessen: "Das war ein ordentliches Ergebnis, aber halt nicht aufgrund der reinen Pace. Es war eine gute strategische Entscheidung, aber vom Speed her hatten wir im Renntrimm einfach nicht das Zeug dazu." Zumal Hamilton mit Blick auf die Strategie zu bedenken gibt: "Das war meine Entscheidung."
Lob fürs Team gibt es, wie schon am Funk, aber trotzdem: "Das bezog sich auf den Boxenstopp, denn die Jungs trainieren das extrem hart. Wir haben momentan die besten Stopps, die sind klasse, jedes Wochenende." Anders als die Pace: "Wir wurden von Williams geschlagen", stellt Hamilton konsterniert fest, wenngleich er das nicht als despektierlich verstanden haben will: "Die machen einen super Job."
Hamilton über Ferrari: "Uns fehlt einfach die Pace"Doch mit Blick auf sein eigenes Team fügt Hamilton an: "Das ist das Tempo, das ist unser aktueller Stand. Charles hatte Glück, mit einem neuen Reifen weiterzukommen, aber ich bin gerade so rausgefallen." Dass auch sein im Team etablierter Stallkollege mit dem schwierigen Auto kämpft, ist dabei kein Trost: "Ich fühle es einfach nicht, und ich habe wirklich alles probiert, wir haben alles probiert."
Hamilton erklärt: "Es war nur ein Wimpernschlag, der gefehlt hat, aber ich war draußen. Hätten wir einen neuen Reifensatz gehabt, wäre ich wohl in Q3 gekommen, irgendwo bei Platz acht oder neun, mit Charles. Aber letztlich macht es auch keinen großen Unterschied", denn Fakt ist für ihn: "Uns fehlt einfach die Pace."
Gut drauf: Das war Lewis Hamilton aber nur nach dem Sprint, nicht nach Q2 Zoom
"Wir brauchen Upgrades, wir brauchen Verbesserungen, da ist noch vieles, was besser werden muss", fordert Hamilton - und will deshalb in Sachen Einsatz auch mit gutem Beispiel vorangehen: "Ich war heute früh einer der Ersten an der Strecke, um sicherzustellen, dass wir über den Tag die richtigen Schritte gehen - aber es hat trotzdem keinen Unterschied gemacht."
In Bezug auf das enttäuschende Ende seines Qualifyings legt der Brite nach: "Mit dem letzten Reifensatz ging einfach nichts mehr. Das Auto fühlt sich jedes Mal anders an, wenn man rausfährt", sei "von Session zu Session" verschieden. "Und die Bremsen sind einfach extrem schwierig zu kontrollieren", nennt Hamilton weitere Problemzonen des SF-25.
Sorgen bei der Scuderia: "Das Auto ist völlig inkonsistent"Trotzdem will der Rekordweltmeister die Flinte nicht ins Korn werfen: "Wir geben nicht auf, wir sind ja erst sechs Rennen in der Saison." Allerdings macht er gegenüber Sky keinen Hehl aus den Schwierigkeiten: "Wir kämpfen gewaltig. Wir versuchen, keine zu großen Set-up-Veränderungen vorzunehmen, aber egal, was wir auch machen, das Auto ist völlig inkonsistent. Die Bremsen machen Probleme, das Auto ist instabil - wir sind einfach nicht schnell genug."
Eine lange Mängelliste, weshalb sein vorzeitiges Aus im Qualifying so gesehen nur ein logisches Symptom sei: "Selbst Q3 zu erreichen, ist für uns im Moment ein Kraftakt. Und wenn man erst mal zurückliegt, ist es schwer, Punkte zu holen. Morgen wird also wieder ein hartes Stück Arbeit", ist sich Hamilton sicher: "Aber wir versuchen es erneut." Und vielleicht gibt es ja wieder eine unverhoffte Belohnung wie bei seinem dritten Platz am Samstag.
Ob dafür auch neuerliche Regenfälle hilfreich wären, diesbezüglich ist sich Hamilton aber nicht ganz sicher: "Ich weiß es nicht, das Auto war im Nassen nicht gut - auch heute nicht. Ob es morgen besser wird? Keine Ahnung", sagt der Brite - und tendiert dann irgendwie doch noch Richtung Regentanz: "Ich werde heute Abend auf jeden Fall viel beten, die Chance ist da. Wenn es trocken startet und dann nass wird, dann könnte das interessant werden. Aber man braucht auch Glück." Das weiß Hamilton spätestens seit dem Sprint...
Schumacher: Es liegt nicht nur an HamiltonSo verwundert es zumindest Sky-Experte Ralf Schumacher nicht, dass beim Ferrari-Superstar gut und schlecht aktuell so oft nah beieinander liegen: "Also ich fand, wenn man sieht, wie wenig ihm gefehlt hat, war das gar nicht so dramatisch", sagt der Deutsche in Bezug auf den Samstag des Rekordweltmeisters in Miami: "Seinem Teamkollegen ging es heute auch nicht viel besser. Es liegt also nicht nur an ihm. Auf dieser Strecke gibt es insgesamt noch viel zu tun", glaubt Schumacher.
Der ehemalige Formel-1-Pilot fügt in Bezug auf Hamilton hinzu: "Sein Problem - das hat er auch selbst gesagt - war der Verbremser in der letzten Kurve. Bis dahin war alles gut, aber dann verliert er da drei Zehntel, weil er einfach kein Gefühl dafür hat, wann er bremsen oder einlenken soll, dann schießt er vorbei." Für Hamilton natürlich frustrierend: "Und da sind wir wieder beim Thema", sagt Schumacher, "er ist mit dem Auto einfach noch nicht richtig angekommen".
Was gibt's am Sonntag: Darf Hamilton dann beim Aussteigen wieder jubeln? Zoom
Kein Wunder sind beim Blick aufs Gesamtergebnis schließlich auch die Worte von Teamchef Fred Vasseur: "Wir sind mit dem heutigen Qualifying nicht zufrieden. Wir hatten bereits ab Q1 große Schwierigkeiten, mit den neuen Reifensätzen klarzukommen. Gerade in den ersten beiden Kurven haben wir viel Zeit verloren, obwohl unser Tempo auf der restlichen Runde in Ordnung war", analysiert der Franzose und will jetzt mit seinen Ingenieuren die Daten studieren.
Denn für Vasseur steht fest: "An diesem Wochenende schöpfen wir das Potenzial des Autos nicht aus. Wir finden vor allem nicht die richtige Balance für schnelle Runden." Zwar sei das Sprint-Resultat durchaus "positiv" und das Tempo im Trockenen "solide" - "es ist aber natürlich schwer, das auszuspielen, wenn man mitten im Feld startet", sagt der Franzose, der abschließend fordert: "Wir müssen geduldig sein, den Fokus auf uns selbst richten und jede sich bietende Gelegenheit nutzen."
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