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Fahrerassistenzsysteme retten Leben: Warum schalten sie zu viele Menschen ab?

Fahrerassistenzsysteme retten Leben: Warum schalten sie zu viele Menschen ab?

Autos werden immer intelligenter. Moderne Fahrzeuge können automatisch bremsen, um Auffahrunfälle zu vermeiden, in der Mitte der Fahrspur zu bleiben, vor Gefahren im toten Winkel zu warnen und sogar einen Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Auto einhalten.

Diese als Fahrerassistenzsysteme (ADAS) bekannten Funktionen reduzieren nachweislich die Zahl der Unfälle, Verletzungen und Versicherungsansprüche. Doch es gibt ein Problem: Viele Fahrer wollen sie nicht.

In Australien hat jeder fünfte Fahrer eines mit diesen Funktionen ausgestatteten Autos mindestens eine davon deaktiviert. In einigen Ländern ist die Zahl noch viel höher.

Ab 2024 müssen in Europa neu zugelassene Fahrzeuge mit Systemen ausgestattet sein, die zur Reduzierung von Verkehrsunfällen beitragen.
Ab 2024 müssen in Europa neu zugelassene Fahrzeuge mit Systemen ausgestattet sein, die zur Reduzierung von Verkehrsunfällen beitragen. Getty Images/iStockphoto

Diese Systeme tragen dazu bei, einige der häufigsten und kostspieligsten Unfälle auf unseren Straßen zu verhindern. Warum also versuchen so viele Autofahrer, sie zu deaktivieren?

Fahrerassistenzsysteme sind eine Reihe von Fahrzeugtechnologien, die dazu beitragen, Unfälle zu verhindern oder deren Wahrscheinlichkeit zu verringern. Zu den gängigsten Systemen gehören:

  • Überwachung des toten Winkels: Warnt Sie, wenn sich ein anderes Fahrzeug in Ihrem toten Winkel befindet.
  • Adaptive Geschwindigkeitsregelung: Hält eine feste Geschwindigkeit und gleichzeitig einen sicheren Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug ein.

Diese Systeme sind nicht experimentell. Sie haben nachweislich einen Sicherheitsvorteil. US-Daten zeigen, dass autonome Notbremsungen die Zahl der Auffahrunfälle um 50 % reduzieren. Selbst die alleinige Vorwärtskollisionswarnung (ohne automatische Bremsung) reduziert diese Unfälle um 27 %.

ADAS-Systeme analysieren unsere Umgebung, um gefährliche Situationen zu erkennen und uns zu warnen, um sie zu verhindern.
ADAS-Systeme analysieren unsere Umgebung, um gefährliche Situationen zu erkennen und uns zu warnen, um sie zu verhindern. Dritte

Eine aktuelle internationale Studie kam zu dem Schluss, dass Spurhalteassistenten die Unfallzahlen am stärksten senken, insbesondere bei einigen der schwersten Unfälle (Reduktion um 19,1 %). Automatische Notbremsungen reduzierten Auffahrunfälle und Kreuzungsunfälle deutlich (Reduktion um 10,7 %). Die Überwachung des toten Winkels reduzierte die Zahl der Unfälle beim Verlassen der Fahrspur und beim Einfädeln moderat (Reduktion um 3,5 %).

Der adaptive Tempomat hingegen scheint in einigen Studien überraschenderweise mit einer höheren Unfallrate verbunden zu sein (ein Anstieg von 8 %), möglicherweise weil sich die Fahrer zu sehr auf ihn verlassen, ihn bei starkem Verkehr nutzen oder weniger aufmerksam sind. Bei konventionellen Geschwindigkeitsreglern war das Unfallrisiko sogar noch stärker (12 %) erhöht.

Der Spurhalteassistent ist die am häufigsten deaktivierte Funktion. Fast 45 % der Fahrer geben an, ihn abzuschalten, obwohl er dazu dient, einige der häufigsten und tödlichsten Unfallarten zu verhindern: das Abkommen von der Fahrbahn und Kollisionen beim Verlassen der Fahrspur.

Der Spurhalteassistent erkennt mithilfe von Kameras die Fahrbahnmarkierungen und führt sanfte Lenkkorrekturen durch, um das Fahrzeug in der Mitte zu halten. In der Praxis ist dies so spürbar, als würde das Lenkrad gegen die Hände des Fahrers „drücken“ oder „ziehen“.

Spurwechselassistent ermöglicht sicherere Manöver
Spurwechselassistent ermöglicht sicherere Manöver

Auf kurvenreichen Straßen, bei Baustellen oder bei unscharfen Linien kann das System häufig Warnungen ausgeben oder Korrekturen versuchen, die unnötig erscheinen. Für manche Fahrer ist dieses Gefühl beunruhigend und ein wichtiger Grund, warum die Funktion oft deaktiviert ist.

In den meisten modernen Fahrzeugen lässt sich der Spurhalteassistent während der Fahrt deaktivieren, wird aber in der Regel beim nächsten Start des Fahrzeugs wieder aktiviert. Die Hersteller konstruieren ihn so, um Sicherheitsvorschriften einzuhalten und hohe Crashsicherheitsbewertungen von Organisationen wie dem European New Car Assessment Programme (Euro NCAP) zu erhalten.

Trotz der klaren Sicherheitsvorteile lehnen viele Autofahrer Fahrerassistenzsysteme ab.

Autofahrer berichten von einer Mischung aus Frustration und Misstrauen. Fehlalarme, ständiges Piepen und der Eindruck einer „Überkorrektur“ führen dazu, dass manche Systeme als aufdringlich empfunden werden. Andere schalten sie nach einer einzigen schlechten Erfahrung ab oder weil sie die Grenzen des Systems nicht verstehen – zum Beispiel, dass der Spurhalteassistent auf schlecht markierten oder unbefestigten Straßen nicht funktioniert.

Der Toter-Winkel-Warner zeigt im Rückspiegel an, wenn ein Spurwechsel aufgrund eines anderen Fahrzeugs nicht möglich ist.
Der Toter-Winkel-Warner zeigt im Rückspiegel an, wenn ein Spurwechsel aufgrund eines anderen Fahrzeugs nicht möglich ist .

Auch der Spurhalteassistent ist nicht perfekt. Tests des Australasian New Car Assessment Program zeigen, dass manche Fahrzeuge abrupte oder ruckartige Lenkkorrekturen ausführen, die sich nur schwer korrigieren lassen und dem Fahrer das Gefühl geben, die Kontrolle zu verlieren.

Weitere Untersuchungen zum Verhalten bei der Nutzung fortschrittlicher Fahrerassistenzsysteme haben weitere Probleme aufgedeckt.

Viele Fahrer erlernen diese Systeme durch Ausprobieren, anstatt formalen Anweisungen oder dem Handbuch zu folgen. Darüber hinaus sind die Handbücher schwer zu verstehen. Viele erfordern überdurchschnittliche Lesekenntnisse, sind unübersichtlich gestaltet und es fehlt an markenübergreifender Standardisierung.

Viele Autobesitzer verlassen den Händler zudem ohne Kenntnis der Sicherheitsfunktionen ihres neuen Fahrzeugs. Viele Verkäufer sind nur unzureichend über Fahrerassistenzsysteme und deren Einschränkungen informiert.

Darüber hinaus kann dieselbe Funktion je nach Marke ein Dutzend oder mehr verschiedene Namen haben. Autofahrer wissen, dass diese Systeme nicht immer intuitiv sind, und zeigen großes Interesse daran, ihre sichere Nutzung zu erlernen.

Fahrassistenzsysteme verringern das Risiko von Auffahrunfällen
Fahrassistenzsysteme verringern das Risiko von Auffahrunfällen

Auch Straßenführung und Verkehrsbedingungen haben einen erheblichen Einfluss auf das Vertrauen und die Nutzung. Weniger häufige Fahrer vermeiden die Aktivierung der Systeme in komplexen oder unbekannten Situationen, während Vielfahrer eher experimentierfreudig sind.

Einige Gruppen, wie etwa junge Fahrer, die als technisch versiert gelten, verfügen oft über weniger objektives Wissen über diese Funktionen, haben jedoch ein größeres Vertrauen in ihr Wissen.

Erkenntnisse aus internationalen Analysen von Unfalldaten und Verhaltensforschung weisen auf mehrere Prioritäten für Politik, Industrie und Fahrerausbildung hin.

Sicherheitsvorschriften und Kaufanreize sollten den wirksamsten Funktionen Priorität einräumen: Spurhalteassistent, Fahrerüberwachung und autonome Notbremsung.

Einige Studien zeigen, dass adaptive und konventionelle Geschwindigkeitsregelungen neutrale oder negative Auswirkungen auf die Sicherheit haben. Diese Funktionen sollten durch gezielte Fahrerschulungen und sorgfältiges Marketing begleitet werden, um realistische Erwartungen zu wecken.

ADAS-Technologien sollen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen
ADAS-Technologien sollen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen. Getty Images

Die Verbraucherschulung am Point of Sale muss verbessert werden. Standardisierte Demonstrationen und Schulungen können dazu beitragen, Wissenslücken zu schließen.

Auch eine bessere Dokumentation könnte hilfreich sein. Vereinfachte und standardisierte Anleitungen sowie digitale Tutorials im Auto sollten eingeführt werden.

Die Beweise sind eindeutig: Fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme können Unfälle verhindern, aber die Wirksamkeit dieser Funktionen hängt ebenso stark von menschlichen Faktoren ab wie von der Technologie selbst.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf The Conversation veröffentlicht . Vier Autoren sind vertreten. Milad Haghani ist Associate Professor und Senior Fellow für Urban Risk and Resilience an der University of Melbourne; Akshay Vij ist Associate Professor an der UniSA Business School der University of South Australia; Ali Ardeshiri ist Senior Research Fellow für Urban Economics an der University of South Australia; und Zahra Shahhoseini ist Research Fellow für Public Health an der Monash University.

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