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Ungewöhnlichster Umbau der Reifengeschichte: Michelin Mille Pattes wird zum Citroën mit elf Rädern

Ungewöhnlichster Umbau der Reifengeschichte: Michelin Mille Pattes wird zum Citroën mit elf Rädern

Foto: Michelin

Der Mille Pattes war kein Showcar, sondern ein Werkzeug. Michelin wollte verstehen, wie sich Reifen unter Dauerbelastung, hohen Geschwindigkeiten und realen Fahrbedingungen verhalten – nicht auf Prüfständen, sondern auf der Straße. Die Basis bildete die Karosserie eines Citroën DS, doch damit enden die Gemeinsamkeiten mit dem Serienfahrzeug. Die Michelin-Ingenieure verlängerten das Fahrgestell und integrierten insgesamt fünf Achsen – zwei vorne, zwei hinten und eine mittig platzierte Testachse. Letztere diente ausschließlich dazu, einen Lkw-Reifen unter realistischen Bedingungen zu prüfen.

Zehn Räder trugen das Fahrzeug – das elfte Rad saß mittig, unter einer stabilen Abdeckung, direkt auf dem Asphalt. Genau dieser Reifen stand im Mittelpunkt aller Tests. Angetrieben wurde er von einem separaten V8-Motor, der ihn unabhängig vom restlichen Antrieb beschleunigte. Dadurch konnte Michelin genau simulieren, wie sich ein Reifen bei bestimmten Drehzahlen, Lastwechseln und Kurvengeschwindigkeiten verhält. Der Druck auf das Testrad war exakt einstellbar – ähnlich wie bei einer Gewichtsbelastung auf der Achse eines 38-Tonners.

Unter der Haube – beziehungsweise im Fahrgestell – werkelten gleich zwei Chevrolet-V8-Motoren mit jeweils rund 250 PS. Der erste trieb das Fahrzeug an, der zweite war ausschließlich für das Testrad zuständig. Gemeinsam sorgten sie für eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 155 km/h – beachtlich, wenn man bedenkt, dass der Mille Pattes inklusive Technikaufbau rund 9,15 Tonnen wog. Zum Vergleich: Ein moderner Citroën DS wiegt knapp 1,3 Tonnen – das Testfahrzeug brachte also das Siebenfache auf die Straße.

Ein weiteres technisches Highlight war das Fahrwerk. Statt klassischer Blattfedern oder Schraubenfedern setzte Michelin auf das hydropneumatische System des Citroën DS – allerdings im Zehnfach-Einsatz. Jedes der zehn Räder verfügte über eine eigene Federungseinheit, die sich je nach Belastung individuell justieren ließ. Das ermöglichte nicht nur eine stabile Straßenlage, sondern auch die präzise Steuerung der Kräfte, die auf das mittlere Testrad wirkten. So konnte Michelin etwa simulieren, wie sich ein Reifen bei schräger Lastverteilung verhält – eine Situation, wie sie bei Kurvenfahrten von Lkw regelmäßig auftritt.

Der Innenraum war zweckmäßig. Wo bei der Serien-DS edles Interieur dominierte, herrschten beim Mille Pattes Messgeräte, Schalter, Kabelstränge. Fahrkomfort? Nebensächlich. Entscheidend war, dass sich alle Testparameter während der Fahrt verändern und aufzeichnen ließen. Und genau das war der große Vorteil gegenüber stationären Prüfständen: Die Kombination aus realer Fahrdynamik und feinjustierbarer Technik erlaubte es Michelin, Daten unter Bedingungen zu sammeln, wie sie im echten Transportalltag vorkommen.

auto-motor-und-sport

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