Tops und Flops der IAA – von Renault, BAW und VW zu Nio und Skoda

Die IAA könnte auch "Peking Auto Show, German Division" heißen. Dutzende Hersteller aus China dominieren die Hallen, manchmal hübsch und manchmal hässlich. Doch auch die Deutschen bekleckern sich nicht nur mit Ruhm. Unsere Tops und Flops der IAA.
Ein Mercedes-Chef, der den Kofferraum seines eigenen Autos nicht aufkriegt, ein Bundeskanzler, der beim Thema Verbrenner-Verbot hilflos herumeiert und eine deutsche Autoindustrie, die zwischen Gewinneinbruch und Stellenabbau herumkurvt und versucht, den Aufprall auf die Wand zu vermeiden: Es gab schon bessere Zeiten für Deutschlands größte Automesse.
Doch in einem Punkt hat die IAA 2025 tatsächlich geliefert. Es gibt sehr viele nagelneue, sehenswerte Autos zu bestaunen. Das liegt nicht zuletzt an den vielen Ausstellern aus China, die ihre meist elektrischen Fahrzeuge - in einem Fall sogar ein Fluggefährt - ins Rampenlicht heben.
Die meisten China-Autos haben übrigens etwas gemeinsam: Sie sind groß, sehr groß. Chinesische Autokunden sehen ihre Fahrzeuge als verlängertes Wohnzimmer und erwarten entsprechend viel Platz. Zudem machen die elektrischen Plattformen eine gewisse Fahrzeugbreite nötig. Es gibt nahezu keine Kleinwagen auf dieser IAA. Wer also geglaubt hatte, der Elektro-Trend würde unsere Autos wieder kleiner und City-tauglicher machen, der hat sich brutal getäuscht.
Nach einem kompletten Rundgang durch die Münchner Autoshow präsentieren wir hier unsere Tops und Flops, besonders hübsche oder hässliche, wichtige oder überflüssige Autos - natürlich wie immer völlig subjektiv.

Die IAA ist in etwa spiegelverkehrt zur Realität auf den meisten europäischen Automärkten: Gezeugt werden überwiegend Elektroautos, gekauft werden sie aber nur in der Minderheit. Deutschland, einer der erfolgreichsten Elektro-Märkte, liegt immerhin schon bei knapp 20 Prozent Neuzulassungen. Doch Benziner und Hybride dominieren nach wie vor klar die Verkaufscharts. Umso wichtiger, dass auf der IAA der in der ersten Jahreshälfte meistverkaufte PKW Europas, der Renault Clio, in seiner Neuauflage Weltpremiere feiert. Das tut er mit sparsamen Benzin- und Hybridantrieben. Mit 3,9 Litern Durchschnittsverbrauch und einem komplett aufgefrischtem Cockpit, das dem - ebenfalls sehr gelungenen - E-Modell Renault 5 entnommen wurde, ist der Clio ein effizienter, moderner Kleinwagen für alle.

Während Land Rover seinen aktuellen Defender deutlich moderner und weniger kantig gestaltet hat, geht Beijing Automobile Works (BAW) aufs Ganze und präsentiert einen kernigen Offroader, der sich gar nicht erst die Mühe macht, seine Anleihen an den Jeep Wrangler zu verbergen. Der BAW 12 verspricht Offroad-Spaß zum attraktiven Preis (deutsche Händler sind schon ganz heiß drauf, sagt man). Und das Beste: Den BAW 212 bekommt man auch mit einem Zweiliter-Dieselmotor mit 165 PS und 415 Newtonmetern Drehmoment, kombiniert mit einer Achtgang-Automatik.

Auch wenn in China ein ähnlicher SUV-Trend herrscht wie in Europa, fallen einem besonders die vielen eleganten Limousinen ins Auge. Meist fahren sie elektrisch und sehen sich oft ähnlich, aber der XPeng 7 Plus sticht heraus. Der Shooting Star, mit dem auch Volkswagen bei seinen Elektro-Modellen kooperiert, hat mit dem schmalen Leuchtenband und dem einprägsamen Logo einen echten Wiedererkennungswert. Mit über fünf Metern Länge ist der Wagen eine stattliche Erscheinung, dazu in der höchsten Ausbaustufe 370 kW / 503 PS stark. Die Reichweite ist mit maximal 550 Kilometern eher so lala in der heutigen Elektro-Zeit, dafür lädt der Wagen aber laut Hersteller mit bis zu 470 Kilowatt superschnell nach.

Zwar kommt zuerst der elektrische VW Polo auf den Markt, doch der ID.Cross zeigt, wie sich VW ein Volks-SUV vorstellt. Die Optik macht was her, dabei ist der Wagen - im Gegensatz zu vielen überfetten China-SUV - kompakt und City-tauglich. Dazu kommen ein paar clevere Gimmicks, etwa die nach oben klappbare Rückbank, unter der man zum Beispiel das Ladekabel verstauen kann. 2026 soll der Cross-Stromer für knapp 30.000 Euro auf den Markt kommen.

Der BMW iX3 ist eins der wichtigsten deutschen Autos der Messe und beeindruckt mit seinen elektrischen Leistungsdaten. Darüber hinaus zeigt die "Neue Klasse" von BMW, dass nicht nur die Fans der Marke, sondern auch ihre Designer der immer breiteren Niere an der Front überdrüssig waren. Es gab schon Memes, die BMWs mit Heizkörpern an der Front zeigten. Das neue, schmale und trotzdem imposante Design verspricht gepflegtes Überholprestige. Und es erinnert, was nur ganz wenige Autos mit Retro-Elementen schaffen, tatsächlich ans Vorbild - in diesem an die alte "Neue Klasse" aus den 1960er Jahren, den BMW 1500.
Soweit zu unseren persönlichen Tops der IAA 2025 – kommen wir nun zu den Flops. Autos, die wir einfach nur gruselig oder überflüssig finden, wobei Design immer Geschmackssache bleibt.

Ja, dieses E-Auto fällt auf. Aber es wirkt mit seinen Insekten-artigen Facettenaugen auch so, als ob einen da gerade eine fiese Spinne von der Zimmerecke aus anstarrt. Kann man mögen, muss man aber nicht. Die Marke Nio übrigens war bislang in Deutschland ein totaler Flop. Mit dem Firefly gibt es jetzt eine neue Submarke und einen neuen Anlauf, der bei knapp 30.000 Euro starten soll.

Es war hoffentlich kein schlechtes Omen für die Marke, als Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem IAA-Besuch beim Stern vorbeischaute und Mercedes-Chef Källenius ihm nicht den Frunk (Front-Kofferraum) des neuen GLC zeigen konnte, weil der sich angeblich nicht öffnen ließ. Denn ein Erfolg muss der elektrische GLC, dessen Verbrenner-Version das meistverkaufte Modell des Konzerns war, in jedem Fall werden. Aber ob die Optik da hilft? Manche Mercedes-Fans finden sie richtig gut – für uns sieht das eher aus, als hätte da jemand die Front eines alten Mercedes /8 genommen und ihm eine seltsame Flimmer-Optik im Stil eines frühen 90er Jahre-Computerspiels verpasst.

Der chinesische Autobauer Dongfeng bedient mit dem Forthing V9 das in China populäre Segment der Luxusvans. Doch statt Kinder zu transportieren, taugt dieses Monstrum eher dazu, sie zu erschrecken. Der Kühlergrill sieht aus wie eine Kulisse aus "Game of Thrones". Da hilft es auch nicht mehr viel, dass der Wagen als Hybrid deutlich langstreckentauglicher ist als ein Elektro-Van.

Die gute Nachricht vorweg: Dieses Auto ist nur eine Studie, sie kommt irgendwann oder auch gar nicht auf den Markt. Und Hand aufs Herz - nach absolut gelungenen E-Autos wie dem Skoda Elroq, muss da jetzt wirklich ein so radikaler Design-Bruch kommen? Die Front mit den super schmalen Leuchtenbändern verschwimmt zu einem rundgelutschten Gesicht, das einen so gar nicht mehr an Skoda erinnert. Und das beleuchtete Logo ist eine echte Unsitte, die zurzeit leider viele Autohersteller auf die Spitze treiben.

Autonomes Fahren und Kontroll-Drohnen - im Polizeistaat China ist das zum Teil schon Alltag. Viele mögen das Roboter-Auto begrüßen und als tolle Erleichterung empfinden, doch es macht die Mobilität von einer individuellen auch zu einer total überwachten. Wenn die Zukunft des Autos so aussieht wie dieser autonome Robobus, dann entscheiden wir uns doch lieber fürs Laufen.
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