Technologie im Mittelpunkt der Münchner Automobilausstellung: Wie Autos intelligent werden

MONACO – Das Automobile Sapiens, eine deutliche Weiterentwicklung der heutigen Automobile, ist keine akademische Erfindung. Das intelligente Auto, ein aktiver Protagonist im Alltag seiner Nutzer und nicht länger nur ein einfaches Mobilitätsinstrument, steht im Mittelpunkt der wichtigsten Automobilveranstaltung Europas.
Die Messe markiert die Rückkehr großer traditioneller Automobilmarken, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der internationalen Fachwelt suchen. Sie präsentiert ein Auto, das sich bereits grundlegend von dem der letzten großen Messen vor der Covid-Pandemie unterscheidet. Doch die wahre Revolution steht noch bevor. Und in diesem Wettlauf in die Zukunft spielt sich das heikelste Spiel für die Automobilindustrie ab, hin- und hergerissen zwischen Allianzen und Rivalitäten mit den Big-Tech-Giganten, die auf der IAA Mobility in München mit Hard- und Softwarelösungen vertreten sind, die ihren Wunsch nach einer Expansion in den Mobilitäts- und Vierradsektor deutlich machen.
AWS, Amazons Digitaltechnologieunternehmen , ist mit einem stark öffentlichkeitswirksamen Ausstellungsbereich vertreten. Im Mittelpunkt des Standes stehen Cloud-Lösungen zur Datenspeicherung und -verarbeitung, Technologien zur schnellen Verarbeitung immenser Informationsmengen (kurz Big Data genannt) sowie künstliche Intelligenz für Fahrzeuge und das gesamte Mobilitätssystem. Amazon ist sich jedoch bewusst, dass diese Bereiche für die breite Öffentlichkeit kaum relevant sind. Deshalb treffen sich Experten und Partnerunternehmen kontinuierlich mit Besuchern und bieten direkte Erfahrungen. Wenn man die Ergebnisse aus erster Hand erlebt, verlieren Begriffe wie Cloud , Big Data und KI ihre kryptische Qualität und werden zu Ergebnissen und damit zu Produkten.
Dieselbe Strategie wird auch im großen Ausstellungsbereich von Google umgesetzt, wo Android Automotive, Google Maps, Google Ads und Google Cloud in realen Umgebungen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Diese Reise führt uns zu Google AI, wo Sie mit der generativen künstlichen Intelligenz der nächsten Generation, Gemini, interagieren können, die bereit ist, in unsere Autos einzuziehen. Von der Sprachinteraktion, bei der das System nach einer Antwort gefragt wird, geht es weiter zur Integration von KI in Technologien zur Fahrzeugbilderfassung.
Das Auto verarbeitet auf diese Weise kontinuierlich die Bilder der Kameras, genau wie unser Verstand mit unseren Augen, und interagiert mit den Insassen auf der Grundlage dessen, was es „sieht“. Entgeht dem Fahrer ein Verkehrsschild, löst das System sofort eine Warnung aus, genau wie ein Beifahrer, der merkt, dass der Fahrer einen Fehler gemacht hat. Kurz gesagt: Das Auto wird zum Protagonisten und ist nicht länger ein passives Instrument der Fahrt.
In der sich entwickelnden Automobilwelt werden Bordbildschirme eine immer zentralere Rolle spielen. Auf der Münchner Automobilausstellung präsentiert Samsung die neueste Entwicklung seines Digital Cockpits, eines digitalen Armaturenbretts mit neuen automatischen Bildschirmverstell- und -einfahrfunktionen, die speziell für intelligente Autos entwickelt wurden, die zunehmend autonom fahren können.
Die untrennbare Verbindung von Software und Hardware prägt die Botschaft von Bosch , das neue Investitionen von mindestens einer Milliarde Euro in digitale Mobilitätslösungen ankündigt. Das Beispiel von Bosch ist für die gesamte europäische Automobilzulieferkette von großem Interesse. Autonome Fahrlösungen, die der deutsche Konzern bereits mit Chery in China auf der Straße hat und dank der Zusammenarbeit mit Volkswagen bald auch in Europa zum Einsatz kommen wird, sind das sichtbarste Element einer Verlagerung der gesamten Produktentwicklung hin zu intelligenten Fahrzeugen.
Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bosch, drückt es ganz deutlich aus: „Das Auto der Zukunft hat mit dem heutigen Auto das gemeinsam, was ein Computer mit einer Schreibmaschine gemeinsam hat. Beide haben eine Tastatur und ermöglichen das Schreiben von Briefen. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf.“ Der Auto Sapiens, der auf der Münchner Automobilausstellung zu sehen war, wird zwar weiterhin Räder und einen Motor haben, aber er wird viel mehr sein als nur ein Auto.
repubblica