Bis 2035 werden Autohersteller mit Software mehr Geld verdienen als mit Motoren. So geht's.

ROM – Die Automobilindustrie befindet sich im Wandel vom Auto als maschinengefertigtem Produkt zum softwaredefinierten Auto. Ein wahrer Computer auf Rädern, der erhebliche Umsätze generieren kann, aber auch viele Herausforderungen mit sich bringt. Einerseits wird erwartet, dass softwaredefinierte Produkte und Dienstleistungen, einschließlich Mobilitätsdienste, bis 2035 fast 60 % des Umsatzes der Automobilhersteller und 35 % (gegenüber derzeit 18 %) des Umsatzes der Zulieferer ausmachen. Andererseits begünstigt dieser neue Software-Fokus bereits jetzt Digital Natives, darunter chinesische Unternehmen. Ohne eine rasche Überarbeitung der aktuellen Betriebs- und Technologiemodelle wird dies unweigerlich zum Niedergang der traditionellen Automobilhersteller führen.
Das SzenarioDieses Szenario wird in der Studie „Das Zeitalter der softwaregesteuerten Mobilität: Mehr als nur Fahrzeuge“ des Capgemini Research Institute analysiert. Die Studie basiert auf einer Umfrage unter 600 Führungskräften von 200 Automobilunternehmen in Nordamerika, Europa und der Region Asien-Pazifik . 92 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass der Übergang zu einem „Softwareunternehmensmodell“ nun unumgänglich ist, um softwaredefinierte Fahrzeuge (SDVs) und softwarebasierte Mobilitätsdienste (SDM) zu unterstützen.
Die Aufteilung der EinnahmenDie Studie Der Umsatzanteil softwaredefinierter Produkte und Dienstleistungen der Automobilhersteller wird sich Prognosen zufolge bis 2035 von derzeit 29 % auf 58 % verdoppeln und damit ihre größte Einnahmequelle darstellen. Etwa die Hälfte des Umsatzes wird aus Mobilitätsdiensten stammen, sowohl aus internen Diensten wie Flottenmanagement, Lieferdiensten und Lebenszyklusmanagement (die zusammen 13 % des Umsatzes generieren werden gegenüber den derzeitigen 8 %) als auch aus softwarebasierten Diensten, insbesondere Mitfahrgelegenheiten, Carsharing, Abonnementmodellen, Navigationssystemen und Parken (die 18 % des Umsatzes ausmachen werden gegenüber den derzeitigen 8 %). Auch der Anteil von Diensten wie Konnektivität, neuen kostenpflichtigen Funktionen, Infotainment und anderen wird sich voraussichtlich verdoppeln und 27 % des Umsatzes ausmachen gegenüber den derzeitigen 13 %.
Die Bedeutung von KI77 Prozent der Befragten sehen in der Integration von KI in die Softwareentwicklung, in Bordfunktionen und in Mobilitätsdienste einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil, der die Wertschöpfungskette der Automobilindustrie neu definieren kann. Gleichzeitig wird erwartet, dass der Umsatzanteil aus dem Verkauf physischer Fahrzeuge und aus Kundendienstleistungen, einschließlich Reparaturen und Ersatzteilen, im Laufe des nächsten Jahrzehnts von derzeit 48 % auf 33 % bzw. von 23 % auf 8 % sinken wird. Um dieser Herausforderung zu begegnen, haben Automobilunternehmen in den letzten fünf Jahren bereits softwarebezogene Initiativen ergriffen und damit durchschnittliche Kostensenkungen von 13 % und Produktivitätssteigerungen von 14 % erzielt. Bis 2029 werden diese Zahlen voraussichtlich 21 % bzw. 24 % erreichen. Ebenso wird erwartet, dass die Fortschritte bei der Einführung innovativer Produkte und Dienstleistungen in den nächsten fünf Jahren um 63 % auf 26 % steigen werden. Bis 2030 sollen beispielsweise 66 Prozent der Fahrzeuge vollständige Over-the-Air-Updates (FOTA) unterstützen (aktuell sind es nur 28 Prozent), vor allem um Cyberangriffe zu verhindern. Sicherheit, Cybersicherheit (91 Prozent der Antworten) und die Talentakquise (94 Prozent) zählen laut Automobilherstellern zu den größten Herausforderungen.
Softwaredefinierte ArchitekturenDer Schlüssel zum Wandel liegt in der Umstellung von Architekturen, bei denen Software eng an Hardwarekomponenten gekoppelt ist, auf softwaredefinierte Architekturen. Die Umfrage zeigt jedoch, dass nur jedes zehnte Unternehmen dieses Ziel erreicht hat, während 27 % derzeit Pilotprojekte durchführen. 83 % der Befragten sind jedoch der Meinung, dass die beste Lösung in der Schaffung einer einheitlichen Softwareplattform für alle Marken liegt, die es ihnen ermöglicht, Softwaremodule je nach gewünschter Funktionalität auszuwählen.
Die Notwendigkeit strategischer AllianzenViele Unternehmen treiben zudem strategische Allianzen voran: Fast zwei von fünf Unternehmen haben bereits Vereinbarungen mit großen Technologieunternehmen und Hyperscalern für wichtige Software-, Cloud- und Datenmanagement-Funktionen geschlossen, und ein drittes Unternehmen plant, innerhalb von drei Jahren Joint Ventures zu gründen. Um die geopolitische Abhängigkeit zu verringern, erschließen 84 % neue Liefermärkte, insbesondere in Indien, Südostasien und Osteuropa, und fast 70 % konzentrieren sich auf die Eigenentwicklung wichtiger Komponenten.
repubblica