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Verkehrssicherheit: Sind die Motorhauben unserer SUVs zu hoch?

Verkehrssicherheit: Sind die Motorhauben unserer SUVs zu hoch?
Eine Studie des Verbands Transport and Environment hat gezeigt, dass die Motorhauben in den letzten 15 Jahren immer höher geworden sind und damit eine Gefahr für die Sicherheit von Fußgängern im Straßenverkehr darstellen, so der Verband. Die europäischen Vorschriften werden schrittweise verschärft, um den Schutz im Falle eines Aufpralls zu verbessern.

Sieben Zentimeter mehr in 15 Jahren. Mit dem SUV-Trend hat die Motorhaube erst in den letzten Jahren zugenommen. Und das stellt im Falle einer Kollision mit einem Fußgänger oder allgemeiner mit sogenannten „ungeschützten“ Verkehrsteilnehmern (Fahrräder und Zweiräder ohne Karosserie) eine Gefahr dar, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt.

Der Verband nennt als Beispiel besonders imposante Modelle wie den Land Rover Defender oder den Dodge Ram, deren Motorhauben über einen Meter hoch sind. Bei einem Frontalzusammenstoß mit einem Fußgänger wäre dieser dadurch schlechter geschützt. Ist der Fußgänger klein, etwa ein Kind, wäre er zudem schlechter sichtbar.

Umgekehrt würde derselbe Zusammenstoß mit einer Limousine mit niedrigerer Motorhaube bei einem Fußgänger weniger Verletzungen verursachen.

Laut Daten der Nichtregierungsorganisation Transport&Environment hat die durchschnittliche Höhe der Motorhauben neuer Autos in den letzten 15 Jahren zugenommen.
Die durchschnittliche Höhe von Motorhauben neuer Autos hat in den letzten 15 Jahren zugenommen, wie aus Daten der NGO Transport & Environment hervorgeht. © Transport & Environment

„Für Kinder ist das insofern problematisch, als dass die Fahrer dieser Fahrzeuge mit hoher Motorhaube das Kind, das direkt vor dem Auto steht, nicht unbedingt sehen. Aber auch für Fußgänger stellt es eine Gefahr dar, da ein Fahrzeug mit hoher Motorhaube das Risiko schwerer Verletzungen bei einem Zusammenstoß mit einem solchen Fahrzeugtyp erhöht“, erklärte Nicolas Raffin, Sprecher des Verbands für Frankreich, gegenüber BFMTV.

Obwohl die in der Studie als Beispiele herangezogenen Modelle nicht die Mehrheit der auf dem Kontinent und insbesondere in Frankreich verkauften SUVs darstellen, stellt dieser Höhenwettlauf für T&E ein globales Problem dar.

„Bis 2024 werden etwa 5 % der in Frankreich verkauften Neuwagen eine Motorhaube haben, die einen Meter oder höher ist“, sagte uns der Sprecher des Verbandes.

Letzterer erwähnt insbesondere zwei der meistverkauften Modelle, nämlich den Dacia Duster und den Citroën C3 Aircross , die im vergangenen Jahr auf französischem Boden den 9. bzw. 22. Platz der meistverkauften Modelle belegten.

T&E fordert daher eine Änderung der europäischen Vorschriften und empfiehlt „vorbehaltlich weiterer Untersuchungen“ eine maximale Höhe der Motorhaube von 85 Zentimetern.

Diese neue Veröffentlichung erfolgt vor dem Hintergrund regelmäßiger Debatten über die potenziell höhere Unfallgefahr durch SUVs aufgrund ihrer Größe. Dies gilt insbesondere, da diese Fahrzeuge mittlerweile fast jeden zweiten Neuwagen ausmachen und viele Autofahrer aus Sicherheitsgründen auf diese Modellart umsteigen.

„Wenn man ein größeres Auto hat, sitzt man oft etwas höher“, erklärte Madeline gegenüber BFMTV. „Man hat eine bessere Sicht auf die Straße, daher glaube ich nicht, dass es gefährlicher ist.“

Doch die Ursachen eines Unfalls zu erklären, ist keine leichte Aufgabe. Ende April zeigte eine Studie des Imperial College und der London School of Hygiene and Tropical Medicine, die 680.000 Unfälle der vergangenen 35 Jahre analysierte, dass Radfahrer und Fußgänger bei einer Kollision mit einem SUV schwerere Verletzungen erleiden als bei einer Kollision mit einem konventionellen Fahrzeug.

„Das Risiko tödlicher Verletzungen ist für Menschen aller Altersgruppen, die von einem SUV angefahren werden, um 44 % höher als für Menschen, die von einem Pkw angefahren werden“, heißt es in der Studie.

Dieser Artikel des Imperial College basiert jedoch hauptsächlich auf amerikanischen Studien. Wie Matthew Avery, Direktor für strategische Entwicklung bei EuroNCAP – das neue Modelle in Crashtests nach Sicherheitskriterien testet und klassifiziert – erklärt, gibt es in den USA im Gegensatz zu Europa keine Gesetze zum Schutz von Fußgängern im Falle einer Kollision. Diese Gesetzgebung befasst sich zwar nicht mit der Fahrzeughöhe, berücksichtigt aber verschiedene Faktoren.

Die europäische Gesetzgebung stammt aus dem Jahr 2003 und wurde schrittweise verschärft. Dabei wurden die Stoßdämpfungsfähigkeit von Motorhauben, die Form von Stoßfängern und Frontpartien sowie in jüngster Zeit die Einführung immer zahlreicherer Fahrassistenzsysteme (Kameras, Radar zur Fußgängererkennung oder die obligatorische Notbremsung ab 2024) berücksichtigt. Dies hat schrittweise zu einer Weiterentwicklung der Verkehrssicherheitsphilosophie geführt, die nicht nur darauf abzielt, die schädlichen Folgen eines Aufpralls zu begrenzen, sondern vor allem darauf, ihn zu vermeiden.

„Die Höhe kann die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, dass ein Fußgänger angefahren wird, aber die Form des Fahrzeugs ist entscheidend“, betont Avery.

Als Beispiel sei hier der Defender genannt, dessen allgemeines Erscheinungsbild sich in fast 70 Jahren kaum verändert hat, dessen aktuelle Generation jedoch für gefährdete Benutzer deutlich sicherer ist. So erreichte er bei der letzten Bewertung durch das Institut im Jahr 2020 eine Punktzahl von 71 %, was beispielsweise einen guten Schutz des Kopfes des Fußgängers, aber einen relativ schlechteren Schutz des Beckens bedeutet.

Hüfte und Knie sind kritische Körperteile, die Hersteller und Behörden schützen wollen, ebenso wie der Kopf von Radfahrern und Fußgängern, insbesondere ohne Helm, wie uns ein Unfallexperte erklärt. Hersteller arbeiten zudem an neuen, weicheren Materialien (wie Kunststoff und Polystyrol) für die Frontplatten, um Stöße besser abzufedern.

Es bleibt abzuwarten, wie sich diese unterschiedlichen Technologien in der Flotte verbreiten. Mehrere Experten weisen darauf hin, dass es gerade aufgrund dieser Gesetzesänderung schwierig sei, Fahrzeuge verschiedener Generationen zu vergleichen. Sie verweisen auch auf die Umgebungsbedingungen, die im Falle einer Kollision eine wichtige Rolle spielen. Ein Modell mit einem Gewicht von mehr als zwei Tonnen unterliegt jedoch weiterhin den Gesetzen der Physik, wobei das Gewicht die Situation bei zu hoher Geschwindigkeit verschärfen kann.

BFM TV

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