Mercedes 500 SEL Pick-up: Das war keine Bastelbude, sondern ein bekannter Profi

Kaum ein Wagen war zu seiner Premiere der Zeit so weit voraus wie der Mercedes 500 SEL W126. Von Beginn an, also 1979, rollte er mit serienmäßigem ABS aus den Fabrikhallen. Zwei Jahre später ergänzte Mercedes das durch einen Fahrerairbag und einen Beifahrer-Gurtstraffer. Inzwischen ist der W126 Kult und die wohl erfolgreichste S-Klasse , die es bisher gab. Bei so viel Ehrfurcht wird man es wohl kaum wagen, hier das Messer anzusetzen.
Nun, falsch gedacht – auf der amerikanischen Onlineplattform Fourbie Exchange steht gerade ein zum Pick-up umgebauter 500 SEL zum Verkauf. Und falls Sie jetzt denken, das fällt auch nur den Amis ein – nein, der Umbau geht tatsächlich auf das Stuttgarter Unternehmen Styling Garage Schöneberg (SGS) zurück. Die Firma war in den 1980er-Jahren für hochwertige Spezialumbauten bekannt.
Der Gründer Chris Hahn ließ den Wagen ursprünglich für den firmeneigenen Einsatz umbauen, als praktisches, aber repräsentatives Arbeitsfahrzeug. Angeblich soll es nur ein Exemplar davon geben. 2022 folgte dann der Import in die USA.
Der Umbau wurde mit hohem technischem Aufwand durchgeführt. Die Veränderungen an der Karosserie in Lapis-Blaumetallic sind im wahrsten Sinne des Wortes einschneidend. Die hinteren Türen des viertürigen W126 sind verschweißt, die Nahtlinien bleiben als dezente Konturen sichtbar. Der hintere Teil des Kofferraumdeckels dient nun als Heckklappe, wodurch der typische Mercedes-Look weitgehend erhalten bleibt.
Deutlich massiver ausgeführt sind die B-Säulen und die Rückwand hinter den Sitzen, die komplett neu konstruiert wurden. Diese Bereiche mussten verstärkt werden, um die Stabilität der Karosserie trotz abgeschnittenem Dach zu gewährleisten. Eine entscheidende Voraussetzung, um die strengen Anforderungen des deutschen TÜV zu erfüllen.
Dass das Fahrzeug diese Abnahme bestanden hat, ist kein Selbstläufer. Bei einem Umbau dieser Art verändern sich Steifigkeit und Lastverteilung der Karosserie erheblich. SGS begegnete dem offenbar mit strukturellen Verstärkungen und zusätzlichem Materialeinsatz.
Unter der Haube arbeitet der bekannte 5,0-Liter-V8 mit der internen Bezeichnung M117, wie er auch im Serien-500 SEL zum Einsatz kam. Der Motor liefert reichlich Leistung und läuft, typisch für diese Generation, ruhig und kultiviert. Die Kraftübertragung erfolgt an die Hinterräder, ein Sperrdifferenzial hilft bei Traktionsverlust.
Der aus Leichtmetall gefertigte Achtzylinder leistet 231 PS und ist bekannt für seine elastische Leistungsentfaltung sowie hohe Laufkultur. Das Triebwerk gilt als ausgesprochen standfest, sofern Wartung und Ölversorgung stimmen, und war in den 1980er-Jahren das technische Herzstück der Oberklasse-Modelle von Mercedes.
Vorn bleibt der Pick-up eine vollwertige S-Klasse: Die Armaturen sind mit Wurzelholz-Furnier verkleidet und die Sitze mit grauem Leder bezogen. Alles entspricht weitgehend dem Originalzustand.
Das Fahrzeug wird für rund 39.000 US-Dollar (33.580 Euro) angeboten und soll laut Inserat in einem optisch und technisch gepflegten Zustand sein. Für ein Einzelstück dieser Art ist das ein vergleichsweise moderater Preis. Ersatzteile für den W126 sind zwar nicht günstig, die Basis gilt aber als robust und gut dokumentiert. Entscheidend ist hier weniger der Nutzen als Sammlerwert und technische Originalität.
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