Des einen Freud, des anderen Leid: Alonso und Verstappen über Newey

(Motorsport-Total.com) - Der eine hatte ihn lange an seiner Seite, beim anderen ist das ab sofort der Fall: Stardesigner Adrian Newey stellte Max Verstappen bei Red Bull vier Weltmeister-Autos hin, wechselte für 2025 jedoch zu Aston Martin - und damit auch zu Altmeister Fernando Alonso.
In Monaco am vergangenen Wochenende hatte der begehrte Brite seinen ersten Auftritt in neuen Farben an der Strecke - zumindest für seinen ehemaligen Piloten auf den ersten Blick erstmal seltsam: "Ihn jetzt in Grün zu sehen, ist natürlich etwas ungewohnt, aber ich freue mich für ihn. Ich hoffe, er ist glücklich, das ist letztlich das Wichtigste", sagt Verstappen über Newey.
Dabei ist sich der Niederländer sicher, "dass er zum Erfolg ihres Teams beitragen wird. Ich bin gespannt, was sie im nächsten Jahr auf die Beine stellen", schließlich sei Newey nun "voll involviert" in das Design des Autos für 2026.
Wehmut will Verstappen wegen des Wechsels aber nicht aufkommen lassen: "Es bringt nichts mehr, darüber nachzudenken. Adrian ist nicht mehr bei uns. Wir, oder zumindest ich, habe weiterhin großen Respekt vor ihm. Er ist nicht nur aufgrund seines Erfolgs bei uns ein großartiger Mensch, sondern auch als Persönlichkeit", lobt der Red-Bull-Pilot.
Alonso: Newey "hebt das gesamte Niveau des Teams an"Des einen Leid, ist jedoch bekanntlich des anderen Freud: Altmeister Alonso kann indes kaum erwarten, dass die Ideen des Stardesigners Aston Martins ambitioniertem Formel-1-Projekt frischen Wind einhauchen. Monaco sei darauf bereits der erste Vorgeschmack gewesen:
"Es war fantastisch. Die Art, wie er das Auto betrachtet - sogar wenn es nur still in der Boxengasse steht oder am Startplatz, auch in der Garage - er erkennt sofort Dinge, die wir hätten besser machen können oder in Zukunft verbessern sollten", verrät der Spanier mit Blick auf die neue Leitfigur im Team - und fügt hinzu: "Auch seine Präsenz im Meetingraum ist besonders. Nicht einschüchternd, aber sie hebt das gesamte Niveau des Teams an, weil jeder konzentrierter ist, mehr auf Details achtet."
Der Aston-Martin-Pilot ist überzeugt: "Wer jetzt im Meeting spricht, weiß, dass er nichts sagen kann, was nicht Hand und Fuß hat - Adrian würde es sofort bemerken. Das mitzuerleben war schon großartig, und ich hoffe, dass er nächstes Jahr zu mehr Rennen kommt, damit wir weiterhin von ihm lernen und uns als Team verbessern können", sieht Alonso einen sofortigen Effekt durch den hochkarätigen Neuzugang.
Kritik am Simulator: Alonso weiß um die ProblemeEbenso dürfte dem Spanier gefallen haben, dass Newey in seiner ersten Mediensession in Monte Carlo durchaus kein Blatt vor den Mund nahm, in Bezug auf manche Bereiche auch schon mal den Finger in die Wunde legte - etwas, das in der Formel 1 traditionell wenige so oft und gerne machen wie Alonso selbst. So hatte Newey unter anderem den Simulator des Teams als schwach bezeichnet.
Von Alonso erhält er dafür wenig überraschend volle Zustimmung: "Ich denke, alle Simulatoren haben in gewissem Maße Probleme mit der Korrelation zum echten Auto. Kein Team verfügt über einen perfekten Simulator, dem man zu 100 Prozent vertrauen kann", erklärt der Routinier: "Denn auf der echten Strecke und im echten Leben ist das Auto extrem dynamisch, es verändert sich ständig, Kurve für Kurve, Session für Session. Keine zwei Runden am Wochenende sind exakt gleich - wegen Wind, Temperatur, Verkehr, all diesen Faktoren."
"Wenn man das alles in einem Simulator abbilden will, unter konstanten und perfekten Bedingungen, ist das natürlich sehr unterschiedlich", so Alonso, der aber trotzdem Hoffnung hat, dass das Team nicht die von Newey befürchteten zwei Jahre braucht, um den Simulator zu optimieren. Zumal die Problematik schließlich keine ganz neue Erkenntnis sei, wie er verrät: "Es war vielleicht nur das erste Mal, dass Adrian es in Monaco öffentlich gesagt hat. Aber wir Fahrer haben das auch schon mehrfach angesprochen."
formel1